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Maximilians Erfahrungen auf der Sea Of Love 2011

Geschrieben in Sea of Love am 07/21/2011 07:05 pm von admin

(Gastbeitrag von Maximilian)

Guten Tag allerseits. Mein Name ist Maximilian und ich hüpfe nun seit einigen Jahren über Festivals und allerlei kleinere und größere Veranstaltungen der Szene. Musikalisch ist mein Geschmack breit gefächert und geht von Trance und Goa über Minimal und Techno bis zu Elektropop und weiter.

In meinem ersten Bericht schreibe ich Euch nun von der abenteuerlich organisierten Sea of Love 2011 letztes Wochenende.

Road Trip

Morgens um 8:30 Uhr mit der MFG (Mitfahrgelegenheit) von München zum Stuttgarter Flughafen, dann mit der S-Bahn zum BHF Stuggi und von da mit meinem Bruder Leopold und Markus ab nach Offenburg, wo wir den Rest der Bagage treffen sollten. Das klappt dann auch trotz streikendem Handy und nach einem kleineren Einkauf (der Rest war schon vorher von Leo besorgt und akribisch von Leo ins Auto ge-tetris-t worden). Weitere zweieinhalb Stunden Autofahrt, die uns unter anderem wie so oft von Markus Schulz’ Meisterwerk „Do you Dream?“ versüßt wurden, stehen wir wie erwartet 2km vor der Freiburger Messe im Stau.

Das Chaos, Akt I

Nach ca. 30 min folgen wir der Beschilderung „Camping“ und biegen immer noch im Stau kriechend rechts ab. Dann stellt sich heraus, dass die Zufahrt dort gesperrt ist und wir weiter geradeaus fahren hätten sollen. Blöde halt, dass die Organisation das Schild nicht geändert oder entfernt hat. Versäumnisse dieser Größenordnung werden sich im Verlauf des Wochenendes noch häufiger zeigen, aber an dieser Stelle keine weitere Erwähnung finden. Es kommt nämlich noch viel krasser!

Irgendwann finden wir heraus, dass der Check In bis 18 Uhr komplett gesperrt ist, da zuviele Leute in der Halle sind, also 1,5h warten. Wir sind dann schon mal zu Fuß los und haben um kurz vor 18 Uhr zumindest die Tickets gegen Bändchen getauscht. Überall nur Personal, das keine Ahnung hat. Meine Tickets habe ich von einem Security bekommen, der ausgeholfen hat. (lol)

Irgendwann waren wir dann auch mit den Autos drin, die wir immer schön hintereinander gehalten haben, um auch wirklich zusammen campen zu können. Eine Strategie, die sich bereits bei der Nature One bewährt hat.

Der Campingplatz besteht aus planiertem Kies, auf dem Bahnen aus grünem undefinierbaren Material ausgelegt worden waren. Die Einweiser waren total unterbesetzt, überarbeitet und teilweise der Aufgabe nicht gewachsen. Naja, irgendwann finden wir eine der netten Sorte und wir können ihr verständlich machen, dass wir alle vier Campingtickets nebeneinander wollen.

Während die anderen sich an den Aufbau machen, fahre ich das Auto vom Campingplatz, um uns die 50 Euro Pfand, die wir bei der Einfahrt hinterlegt hatten, wiederzuholen.

Dabei werde ich auf einen ca. 3km entfernten Acker geführt, über einen Zufahrtsweg, der so schmal ist, dass er bereits einer Mutter mit Kinderwagen einiges abverlangen würde. Also dort flugs die 50€ geschnappt und gleich wieder rausgefahren, als der Gegenverkehr kurz gestoppt hat. 150m vom Campingeingang finde ich einen Gourmetparkplatz.

PHEW

14 Stunden nach meinem Aufbruch in München liegt endlich das Fleisch auf dem Grill und alles steht, die für teuer Pfand erworbenen Erdnägel sind endlich in den Boden gequält und jeder ist bereits ein wenig geschniegelt für Moguai.

Bei der Messehalle erstmal Verwirrung, zum Eingang müssen wir wohl einmal um die gesamten 4 Messehallen herum… Das lassen wir uns nicht bieten und stellen wie viele andere fest, dass die Bauzaunelemente der Absperrung nicht aneinander befestigt wurden. Also durch und rein und TANZEN.

Moguai

Extrem tanzflurtauglicher, höchstgeschmeidiger Sound, in dem das gleiche Thema immer weiter ausgebaut und verfeinert wird. Das reisst auch die auffallend junge, anreisegeschädigte Menge in den Klangstrudel. Die Anlage kann allerdings nicht mithalten, und als der Bass zum dritten Mal abschmiert, reisst sich der werte Herr hinterm Plattenpult doch sehr entnervt die Hörer herunter und macht sich erneut ans abregeln.

Das Chaos, Akt II

Der Plan war, danach mit Stefan, meinem langjährigen Festivalhaudegen, kurz ans Zelt für ein frisches Shirt und 10 min Päuschen im Campingstuhl. Das klappte auch alles, aber auf dem Rückweg in die Halle versperrt uns die Staatsgewalt den Weg. Die Bauzäune werden nun von unseren Freunden und Helfern in kompletter Kampfmontur bewacht.

Ich komme mit einem freundlichen Beamten ins Gespräch und erfahre, dass die Hundertschaft von ausserhalb wegen einer Demo in der Freiburger Innenstadt sowieso in der Nähe waren und wegen den Vorfällen der Loveparade letztes Jahr sei man ja vorsichtig geworden bei Überfüllungen.

  1. Bei „Polizei von Ausserhalb“ schrillen bei mir seit dem Massaker im Rahmen der Demos gegen S21 letztes Jahr immer die Alarmglocken. Die Polizei wird einfach dahin gekarrt wo sie keine Verwandten und Bekannten hat, sodass im Eskalationsfall erbarmungsloser geknüppelt wird.
  2. Aha. Also werden meine Steuergelder also dazu verwendet, die Sea of Love organsatorisch zu unterstützen. Naja, der Veranstalter wird’s nötig haben…
  3. Ich habe 65€ gezahlt + Camping +Anreise und kann nicht rein? Wiedereinmal wird deutlich, dass der Veranstalter offensichtlich andere Sachen besser kann als ein Festival zu organisieren. 20.000 Personen in eine Halle, die für 6.000 zugelassen ist, da liegt für mich die Vermutung nach schlichter Gier nahe.
  4. WAS HAT DIE LOVEPARADE DAMIT ZU TUN? Da waren 100 mal mehr Besucher. Dürfen wir jetzt erwarten, dass jede Technoveranstaltung, bei der es ein Gedränge gibt, stigmatisiert wird?

Samstag

Irgendwann verkatert aufgewacht und durch die ewigen Schlangen an Duschen und Toiletten gequält. Eine Sauerei, keine zusätzlichen Dixies aufzustellen. Wiedereinmal wird hier auf Kosten der Besucher gespart. Der Hygienezustand ist bereits eine Zumutung, die Duschen sollten bis Montag nicht gereinigt werden. Was denkt man sich bei sowas?

Pünktlich zu Boys Noize stehen wir vorm Wellenbrecher genau in der Mitte ganz hinten. Davor mussten wir eine weitere Portion organisatorischer Inkompetenz über uns ergehen lassen – einige Camper der Messe mussten über eine Stunde auf den Shuttle zum Festivalgelände warten und die Securities am Einlass entpuppten sich zum Teil als äusserst unfreundlich. Schade, dass diese Berufsgruppe keinen Eignungstest in Sozialkompetenz ablegen muss. Weiterer Fail: Kein kostenfreies Wasser aus Tanks, obwohl mir das dortige Rote Kreuz versichert hat, dass der Veranstalter verpflichtet ist, kostenfreies Wasser bereitzustellen. Es gibt nur Wasser mit Kohlensäure (welches ich in keiner Weise bevorzuge) für 3€.

Das ist noch nicht alles: Für den Einlass am Samstag Abend werden zusätzliche Einlassgarantietickets fällig, welche für 3,50€ erworben werden müssen. Eigentlich ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Die hat sich übrigens mittlerweile wohl auch eingeschaltet, ebenso wie die Stadt Freiburg, die klagt, weil das Campen auf der Messe nicht hätte stattfinden dürfen. Und der IKEA klagt auch, weil frustrierte Besucher sämtliche Einkaufswägen und Gartenmöbel entwendet haben. Der Parkplatz wurde wohl auch havariert…

Boys Noize

Derartige Gedanken haben sich angesichts der saftigen Beats im strahlenden Sonnenwetter längst verflüchtigt und wir sind uns einig: Aller Ärger hat sich gelohnt! Mir hat das Set wesentlich besser gefallen als das auf der SMS letztes Jahr. Irgendwie weniger scratchlastig und durchgängiger.

Robyn

Ein Teil von uns geht ins Zelt zu Monika Kruse, ich gehe Wasser holen. Der Veranstalter hält es für nötig, die Zeit auf der Mainstag mit 30-minütigen Umbaupausen zwischen den Acts zu füllen, da er für diese Zeitersparnis ja niemanden buchen muss…

Robyn serviert wirklich vom Feinsten, erfrischende Bühnenshow und satte elektronische Beats. Zusammen mit den flashigen Visuals ein äusserst gelungenes Gesamtkonzept. Mit dieser Meinung stehen Stefan und ich allerdings allein da, denn der Rest der Crowd vorm Wellenbrecher besteht mittlerweile aus Kids und Kalkbrenner-Fancrowd. Die stehen einfach nur rum oder tippen am Handy.

Paul Kalbrenner…

… wäre besser zu Hause geblieben. Ein laues Set ohne Aha-Momente. Zwischendrin zweimal komplett ausgesetzt und neu angefangen, das ist eigentlich ein Fail im Liveset. An einer Stelle fängt die Crowd überraschend an zu applaudieren, kam hier der erste Applaus etwa aus den Boxen? Zum Abschluss 10 Minuten Sky and Sand, beispielhaft für die Einfallslosigkeit. Dann lässt er sich noch dreimal um Zugabe bitten und hört dann pünktlich auf? WTF?

Um fair zu bleiben: Unterm Strich ist das natürlich keine schlechte Musik, für die ich auch bereit wäre, Eintritt zu zahlen, aber für einen Hauptact ist das mau.

Moby…

…haben wir nicht mehr erlebt, da wir total ausgepowert von Boys Noize in der prallen Sonne waren und keine Kraft mehr für einen Anstehmarathon auf dem Rückweg hatten. Muss aber wirklich super gewesen sein.

Das Chaos, Akt III

Dieses dunkle Kapitel wurde mir nur fernmündlich von der lieben Isabelle Gaultier zugetragen, die stand nämlich eineinhalb Stunden nach dem Ende des Moby Sets immernoch in der Schlange für den Shuttebus zur Messe. Die Schlange führte raffinierterweise durch einen Tunnel (siehe Duisburg), wo es dann auch so richtig gemütlich wurde, Panik & Polizei gabs wiedermal inklusive, aber wen wundert sowas noch?

Samstag Abend – Messe

Nachdem ich mir erneut die verdreckten Duschen angetan habe, gings zu Moonbootica. Der Einstieg in deren Set hat mir begrenzt getaugt und ich konnte Stefan zu einem Besuch bei Underworld überreden, der sich sehr gelohnt hat. Kann leider nicht mehr allzuviel davon und vom Rest von Moonbootica berichten, weil ich nach über 12 Stunden Feierei doch sehr müde und erschöpft war.

Sonntag

OMFG, hat das geregnet. Hier hat sich der Kiesplatz ausnahmsweise bewährt und das Wasser ist gut abgeflossen. Ein Dankeschön geht hier an Leopold, der mit seinem Spaten einen Graben um unser Zelt gezogen hat. Da lag ich noch eingemummelt im Schlafsack und konnte mich vom Vortag regenerieren.

Dann beim Aufstehen um 14 Uhr der große Schreck: Der Zeltplatz ist zu 70% leer. Also hier trennt sich die Spreu vom Weizen, Leute. Schlechte Orga hin oder her, wer auf ein Festival geht, sollte mit jedem Wetter rechnen. Abgesehen davon war Regen ab Samstag Abend angesagt.

Beim Handyladen in der Messe beschweren sich die 16 jährigen Mädels, warum David Guetta bei Regen nicht in die Messehalle verlegt wird (Anmerkung von Simon: LOL); also irgendwo hat die Meckerei auch ihre Grenzen. Dabei erfahren wir von dem Gerücht, dass Tiesto und/ oder David Guetta abgesagt hätten und bei unserer Recherche kam heraus, dass es eine Krisensitzung der Organisation gab, weil sich die Mainstage durch den Regen an einer Seite abgesenkt hatte. War alles jedoch wohl nicht so dramatisch und man versicherte uns, alles würde wie geplant stattfinden. Wohl nur ein weiterer Fail der Orga. (Zählt jemand mit?) Bin kurz ins Internet und auf der Facebookseite des Veranstalters türmen sich die Beschwerden. Besonders leid tut mir der Geschädigte der auf einen anderen Zeltplatz 11km ausserhalb verfrachtet wurde. Zum Festival kam der dann wenigstens mit dem Shuttle, allerdings nichtmehr zurück, was einen 11km langen nächtlichen Fußmarsch zur Folge hatte.

Booka Shade

Gerade noch das Ende mitbekommen, wir natürlich alle wieder am Stammplatz in der Mitte vorm Wellenbrecher. Das heisst natürlich abzüglich derer Lowbies die sich wegen stärker Witterung vom Acker gemacht hatten 😛 Apropos Regen: Der hatte sich pünktlich zu unserer Ankunft vor der Stage verkrümelt und es kam sogar die Sonne raus. Unter dem Mulch fanden wir noch die freigetanzten Flächen vom Vortag und los ging die Sause.

Tiesto

Holla die Waldfee. Zwar wirklich keinerlei Trance, der mir eigentlich von Tiesto am besten gefällt, aber durchaus auf die Mütze. Der Stil lässt sich treffend als kontrastmaximal beschreiben, also viel ruhiges, dann ohne Bass, dann Vollgas. Die einzelnen Sounds sind bei Tiesto aussergewöhnlich gut designt und ausgearbeitet. Die Crowd hat sich ausnahmslos mitziehen lassen und teilweise sind die Leute richtig abgeflasht, so wie wir z.B. 🙂

David Guetta

Ok ,war das war ein Witz, ich war zu dem Zeitpunkt schon lange im Zelt bei:

Miss Kittin

Nicht ganz so gut wie Ihr Jahrhundertset letztes Jahr bei der SMS, aber Miss Kittin ist immer ein Genuss. Allerdings hatte auch hier die Anlage schnell Grenzen aufgezeigt, Stefan hatte hier bereits Karotte gehört und der war wohl mehr mit Abregeln beschäftigt gewesen als alles andere…

Das Ende

Ein kleines unbeugsames Nest von Partywütigen hört nicht auf, dem Aufbruch Widerstand zu leisten und es wurde noch gesoffen und gefeiert, bis es hell wurde. Ein herrlicher Abschluss.

Bei unserem Aufbruch gab es ausnahmsweise keinerlei negative Vorkommnisse mehr. Die wenigen Übriggebliebenen konnten sich aussuchen, ob sie sich die monetäre Festivalbilanz mit Dosenpfand, Erdnägeln (6 Stück 10€!) oder liegengebliebenen Equipment (Danke für die 32qm Deluxeplane, die wird sich auf der Nature bewähren 🙂 ) aufbessern.

Der Roadtrip ging nun in die andere Richtung und um 19 Uhr war ich völlig fertig und übermüdet zurück in München.

Fazit

Die wohl letzte Sea of Love überhaupt, hoffentlich hält sich der Schaden für unserere liebe Szene in Grenzen. Wir sehn uns auf der Nature One, liebe Leute! Denn da weiß man, wie Organisation aussehen muss.

Wenn ihr einen weiteren Erfahrungsbericht lesen wollt, schaut Euch den Artikel von Simon an!

(c) Pics by Leopold Rang



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9 Kommentare zu “Maximilians Erfahrungen auf der Sea Of Love 2011”

  1. […] ihr einen weiteren Erfahrungsbericht lesen wollt, schaut Euch den Artikel von Maximilian an! Gelesen: 10 · heute: 10 Tags: eindrücke, freiburg, organisation, sea of love, […]

  2. […] Maximilian Gelesen: 560 · heute: 10 Tags: artists, david guetta, DJs, festival, künstler, line up, sea of love 2011, tiesto, timetable, tunisee, zeitplan  Zurück zu Gewinne dein Ticket für den SommerTagTraum mit David Guetta am 03. Juli 2011 in Neu-Ulm! Weiter zu Alle ASOT-Episoden von Armin van Buuren auf Trancefans.de […]

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  4. […] Hörerfahrung in Deluxe Qualität. Ein Ätsch an alle, die rausgegangen sind. Wie schon bei der Sea of Love war Karotte auch am Start und hat hinter dem Pult mit Miss Kittin […]

  5. Schöner Beitrag, lies sich gut lesen und war sehr Informativ. Ich entnehme dem Beitrag, dass die “Sea of Love” wohl nichts für mich wäre, ich würde mich über derartig große Organisationsdiskrepanzen zu sehr aufregen.

    Manche Leute sehen wirklich nur das Geld und kennen das Wort Gegenleistung nur vom hören-sagen.

  6. @ Nagilum

    Ja wir mussten leider einen Teil unserer Guten Laune Opfern um über manches hinwegszusehen. Der traurigste Teil war im Nachhinein der durch den provokanten Polizeieinsatz am Freitag abend aufgebrachte wütende Pöbel vor der Messehalle, sowas ist das genaue Gegenteil einer harmonischen Techno Feierei wie wir sie schätzen.

  7. […] top, schließlich serviert Butch bereits feinste elektronische Tanzmusik. Er hat mir schon auf der Sea of Love und der Nature One ein super Warm-Up beschert! Das Wetter spielt mit und die Menge ist noch bei […]

  8. […] Radio entschieden und überzeugten auf BigCityBeats-Events wie dem SommerTagTraum oder bei Sea of Love vor fünfstelligen […]

  9. […] ging es mit Moonbootica, deren Set sicher ähnlich gut wie auf der Sea Of Love 2011 war. Alles in allem war es ein gelungener Abend, das finden auch die […]

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